Simson restaurieren


Wer zum ersten mal mit dem Gedanken einer Restauration seiner Simson spielt, weiß meistens nicht genau, was ihn erwartet. Diese Seite soll mit Tipps und Ratschlägen dabei helfen, den Überblick zu behalten und Frust zu minimieren.

Übersicht:

Vollrestauration oder reicht eine Teilrestauration?

Diese Frage muss jeder für sich, mit Blick auf den Zustand seiner Simson, beantworten. Aus meiner Sicht lohnt es sich nicht eine Teilrestauration zu machen. An einer Simson ist nicht viel dran und sie ist schnell zerlegt, auch die Kosten sind überschaubar.
Es gibt nichts ärgerlicheres als sich später eingestehen zu müssen, dass es doch besser gewesen wäre, dieses oder jenes gleich mitgemacht zu haben. Auch wenn dies für den Moment etwas mehr Arbeit bedeutet, alles ein zweites Mal zerlegen zu müssen, weil man Zeit oder Geld sparen wollte, ist noch mehr Arbeit. Somit bin ich der Meinung, dass folgende Punkte bei einer Überholung auf jeden Fall gemacht werden sollten:
  • Blechteile, Rahmen und Rahmenteile lackieren bzw. Pulverbeschichten
  • Alle Motor- bzw. Fahrwerksbuchsen tauschen
  • Kabelbaum prüfen und ggf. tauschen
  • ggf. Motorregeneration
  • Kette, Kettenritzel sowie Mitnehmer (inkl. Lager) prüfen und ggf. tauschen
  • rostige Benzintanks tauschen
Denkt immer daran, so gut kommt ihr an bestimmte Baugruppen nur, wenn das Moped auseinandergebaut ist. Seitenanfang

Was brauche ich für eine Restauration an Werkzeug & Materialien?

Dies ist die wahrscheinlich häufigste Frage am Anfang des Projektes und gar nicht so einfach zu beantworten. Natürlich sind grundsätzlich alle Fahrzeuge einer Baureihe mit gleichen Schrauben, Blechteilen sowie einer bestimmten Elektrik ausgestattet. Allerdings wurden vielfach schon Umbauten vorgenommen, sodass die die Standartwerkzeuge und -werkzeuggrößen, aus dem Bordwerkzeug meist nicht mehr ausreichen.
In der folgenden Tabelle sind Dinge aufgelistet die nützlich sind: Seitenanfang

Zerlegen - aber wie den Überblick behalten?

Hierbei helfen die Bereits oben erwähnten Kisten und Tüten. Wer konsequent alles nach Baugruppen sortiert und Schrauben nach der Demontage des Bauteils wieder in die Schraublöcher schraubt wird später auch kaum Probleme bekommen. Am Besten macht man sich auch eine Kiste für Teile, die man erneuern möchte. So kann man bei der anschließenden Bestellung einfach in die Kiste schauen und vergisst nichts beim Bestellen.
Da zwischen Zerlegen und Zusammenbau oft einige Zeit vergeht, sollte man mit Fotos nicht geizen, sie helfen ungemein später alle Teile wieder an die richtige Stelle zu bekommen. Dies gilt gerade auch für die Elektrik, wo man zusätzlich durch beschriftete Klebestreifen gut den Überblick behält. Seitenanfang

Was mache ich mit den Blechteilen - Abschleifen, Sandstrahlen, Pulverbeschichten oder Lackieren?

Auch hier gibt es wieder diverse Unterschiedliche Meinungen und Philosophien. Zuerst sollte man sich überlegen wieviel man bereit ist auszugeben. Für denjenigen, der möglichst kostengünstig davonkommen will, wird kein Weg am eigenhändigen Abschleifen des Rahmens und der Blechteile vorbeiführen. Dies ist zwar günstig, aber auch langwierig und führt zu keinem optimalen Ergebnis. Da Öl- und Dreckreste einem die Arbeit erschweren und man nie an alle Stellen des Rahmen herankommt. Danach bietet sich eine kostengünstige Spraydosenlackierung an, die aber gerade bei der Schwalbe auch ins Geld geht und vom Ergebnis nicht mit einer Profiarbeit mithalten kann. Ausnahme sind matte Lacke, die mit etwas Geschick ordentlich aussehen können.
Aus meiner Sicht der bessere Weg ist es alles zu einem Profi zu bringen, welcher die Teile Sandstrahlen kann. Durch das Strahlen wird jeglicher Dreck und der alte Lack komplett entfernt und es kann im Anschluss pulverbeschichtet oder lackiert werden.
Aus meiner Sicht eignet sich die Pulverbeschichtung am Besten für Rahmen und Fahrwerksteile. Der Kunststoffüberzug schützt optimal vor Steinschlägen und Witterungseinflüssen. Für flächige Teile, wie Tank, Seitendeckel, Heckteil etc. ist eine Lackierung besser geeignet, da der Lack eine glänzendere und gleichmäßige Oberfläche hinterlässt.
Allerdings ist eine Lackierung auch deutlich teuer. Gerade bei der Schwalbe mit den großen Blechteilen ist es eine Überlegung, auf etwas tiefenglanz zu verzichten und durch Pulverbeschichtung die Kosten deutlich zu reduzieren.

Weitere Informationen zu den original Farben der Schwalbe und passendem Ersatz nach dem RAL-Standart gibt es hier: Lackierungen und RAL-Farben der Schwalbe Seitenanfang

Was kann man tun um Rost vorzubeugen?

Die gesamte Simson Modellpalette ist erfreulich wenig rostanfällig, dennoch Schadet es nicht bestimmte Bauteile zusätzlich vor Umwelteinflüssen zu schützen. Ins innere der Rahmenrohre kann z.B. großzügig Hohlraumkonservierung einsprühen werden. Das Wachs kriecht im laufe der Zeit in jede Ecke und schützt vor Durchrostung von innen.
Das innere der Schutzbleche lässt sich mit Bitumen-Unterbodenschutz versiegeln. Die aufgebrachte Schicht ist dauerelastisch und bietet Schutz vor Steinschlägen. Die Bitumenschicht sollte nur auf absolut rostfreie Bleche aufgebracht werden, da sich der Rost ansonsten im Laufe der Zeit unbemerkt unter dem Bitumen weiter ausbreitet.
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Sollte der Motor auch regeneriert werden?

Tut der Motor ohne Probleme seien Dienst, gibt es keinen Grund ihn zu Überholen. Der Überholungsbedarf lässt sich an folgenden Kriterien festmachen:
  • hohe Laufleistung - ca. 25000 km je nach Fahrweise mehr bzw. weniger
  • Leistungsverlust - durch mangelde Kompression
  • Spiel im Kurbelwellenlager
  • defekte Simmerringe
  • lange Standzeiten
Die Liste kann allerdings nur Anhaltspunkte liefern. Solltet ihr euch nicht sicher sein, fahrt zu einem Experten und lasst den Motor dort begutachten.
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Was ist bei einer Motorregeration zu tun und kann man das selber angehen?

Bei einer Motorregeneration wird der Zylinder demontiert und der gesamte Motorblock in seine Einzelteile zerlegt, Verschleißtteile getauscht. Bei einer ordentlichen Überholung werden folgende Teile auf jeden Fall gegen neue getauscht:
  • alle Lager des Motors - Kurbelwellen-, Getriebe-, Nadellager etc.
  • alle Dichtungen - Gehäusedichtungen und Simmerringe
  • alle Sicherungsringe und -bleche
  • Kurbelwelle - selten wird die alte überholt und wieder verbaut
Der Zylinder kann, sofern ein original DDR-Produkt, auf das nächste Übermaß ausgeschliffen werden und mit einem neuen Kolben versehen werden. Ist kein DDR-Zylinder vorhanden, muss auch er gegen ein Neuteil getauscht werden.
Nachdem alle Teile des Motor zerlegt sind wird jedes zur Wiederverwendung bestimmte Bauteil, auf Verschleiß geprüft und ggf. ebenfalls getauscht. Hierzu gehört auch die Vermessung der Lagersitze der Kurbelwelle, da diese gerne ausgeschlagen sind. Im Internet finden sich dieverse Anbieter für Motorinstandsetzungen. Welcher der Beste ist, ist schlecht zu sagen. Die Meisten leisten gute Arbeit, allerdings gibt es auch schwarze Schafe. Diese lassen sich oft schon durch den absoluten Kampfpreis im Vergleich zur Konkurrenz erkennen.
Wer sich für einen Anbieter entschieden hat kann, um auf Nummer sicher zu gehen, in den großen Foren nach den Erfahrungen anderer Nutzer suchen.
Grundsätzlich lässt sich mit etwas Geschick eine Überholung auch in Eigenregie durchführen. Alle benötigten Teile lassen sich problemlos in den einschlägigen Shops bestellen. Zusätzlich braucht man allerdings zwingend auch einige Spezialwerkzeuge.
Da diese aber recht teuer sind, lohnt sich der Kauf nur, wenn man gleich mehrere Motoren regenerieren will. Alternativ kann man sich die Werkzeuge natürlich günstig selber bauen. Die genauen Arbeitsabläufe einer Regeneration werden in folgendem Video für die Motorenreihe M5x1 sehr gut beschrieben: Simson Lehrvideo
Bei den älteren Simson Motorenreihen ist das grundsätzliche Vorgehen ähnlich. Mehr Details und Hilfe, zu den älteren Triebwerken, lassen sich in den zugehörigen Büchern und in Foren finden. Seitenanfang

Was ist an der Elektrik zu tun?

Dies hängt stark von der Basis ab, die das Fahrzeug bietet. Bei guter Basis reicht es alle Kontakte mit etwas Schleifpapier zu reinigen. Wenn die Elektrik aber durch einen Vorbesitzer verbastelt wurde, Kabel fehlen oder beschädigt sind, ist der einfachste Weg einen neuen Kabelbaum einzuziehen. Aus meiner Sicht reicht ein günstiger Nachbaukabelbaum, bei dem allerdings nicht alle Kabelfarben dem original entsprechen.
Wer es original mag oder mit den abweichenden Kabelfarben nicht zurecht kommt greift besser zum teureren Kabelbaum mit passenden Kabelfarben.
Ebenfalls kann es, bei der Gelegenheit, eine Überlegung sein eine Vape-Zündung zu verbauen. Diese ist zwar teuer bietet aber Wartungsfreiheit, Zuverlässigkeit und besseres Licht. Seitenanfang

Wie teuer wird eine Restaurierung?

Natürlich hängt dies davon ab, was gemacht werden muss/soll. In der Regel sollte man mit 200-1000€ rechnen. Allerdings schwanken gerade die Preise für Dienstleistungen stark von Region zu Region. Die nachfolgenden Liste gibt Auskunft über ungefähre Preise für Dienstleistungen:
  • Sandstrahlen - 100€
  • Pulverbeschichtung komplett (Rahmen und Blechteile) - Schwalbe 300-400€ ; S50/S51 200-300€
  • Lackierung Blechteile - Schwalbe 500-700€ ; S50/S51 150-200€
  • Motorregeneration - ca. 200-250€
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Bilder einer Schwalbe-Restaurierung:

Die Demontage:

Das Restaurationsobjekt eine saharabraune Kr51/2 aus dem Jahr 1983 Beginn der Demontage und Bestandaufnahme an einer KR51/2 Trauriger Zustand eines `Scheunenfundes´ - Motor fest, Lack stumpf und Rahmen angerostet Blick auf Rahmen und Motor mit Rost und Dreck aus ca. 30 Jahren Fahrzeuggeschichte Bilder der stark mitgenommenen Elektrik mit oxidierten Kontaktenfahnen

Der Zusammenbau:

Endlich sind die Blechteile vom Lackierer zurück und der Zusammenbau kann im warmen Wohnzimmer beginnen;-) Vorsichtig ohne den Lack zu zerkratzen das vordere Schutzblech montiert Lampenmaske und Spritzschutz an der Schwalbe montieren Panzer auf die Schwalbe montieren und die drei Kabel des Rücklicht anschließen Restaurierte KR51/2 in Jägermeisterorange Ral 2004 Seitenanfang